Nach der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun begann Howard Carter sofort den Druck der enormen Verantwortung zu erahnen, die eine sachgemäße Bergung jahrtausendealter Objekte nach sich zog. Niemand hatte bislang ein Unternehmen dieser Dimension in Angriff genommen. Allein die Restaurierungsarbeiten an den hochempfindlichen Funden aus der Vorkammer waren ungeheuer aufwändig. Die meisten dieser Arbeiten mussten noch vor Ort im Tal der Könige durchgeführt werden, weil uralte Objekte aus organischem Material wie Kleidungsstücke des Königs oder der prunkvoll vergoldete Streitwagen beim Transport ins Ägyptische Museum in Kairo zugrunde gehen würden. Schon bald stand ein hochkarätiges Team von Experten bereit, um Howard Carter in jeder Hinsicht zu unterstützen. Harry Burton vom New Yorker Metropolitan Museum of Art, der in den Zwanziger Jahren als der beste Fotograf für archäologische Fotografie galt, zauberte mit seiner Fotomaschine und elektrischen Hochleistungslampen derart exzellent scharfe schwarzweiß-Bilder, so dass man Abzüge davon ohne Probleme auf mehrere Meter vergrößern kann. Carter und sein Team von Spezialisten arbeiteten in jeder Hinsicht absolut vorbildlich. Ohne die Sorgfalt des Grabungsteams und der Archivierung im Griffith Institute in Oxford und ohne Carters ausführliche Schilderungen der Bergung des Schatzes würde es, nebenbei bemerkt, unsere Ausstellung nicht geben.
Nach dem Ausräumen der Vorkammer stand für den 16. Februar 1923 ein weiteres feierliches Ereignis an: Die Öffnung der Trennwand zur Sargkammer vor geladenem Publikum. Lassen wir Howard Carter hier am besten selbst zu Wort kommen:
„Wir würden uns in Gegenwart eines Königs befinden, der vor 3000 Jahren herrschte. Als ich die Plattform bestieg, waren meine eigenen Gefühle seltsam gemischt und meine Hand zitterte, als ich den ersten Schlag führte. (…) Nachdem ich, nach ungefähr zehn Minuten, ein Loch gemacht hatte, das groß genug war, führte ich eine kleine elektrische Lampe hindurch. Staunenerregendes enthüllte ihr Licht! Kaum ein Meter von der Tür entfernt, stand dort etwas, was sich so weit wie man nur sehen konnte erstreckte und den Eingang in die Kammer versperrte. Allem Anschein nach war es eine Mauer aus massivem Gold! Für den Augenblick wussten wir nicht, welche Bewandtnis es mit dieser Mauer hatte. (…) Nach der Entfernung einiger weniger Steine war das Geheimnis der goldenen Mauer gelöst. Wir waren am Eingang der Sargkammer des Königs! Was uns den Weg versperrte, war die Wand eines riesigen Schreines, erbaut, um den Sarg zu decken und zu schützen.“
Das Rätselraten vor der Weltöffentlichkeit um das, was die Ausgräber hinter der Trennwand erwartete, war durchdachtes Kalkül, ein genialer PR-Schachzug der Entdecker. Denn der Bruder des Lords erzählt das Ereignis aus einer etwas anderen Perspektive. Demnach haben sich Howard Carter, der Lord und seine Tochter Lady Evelyn bereits Ende November, gleich nach der Öffnung des Grabes, insgeheim Zugang zur vermauerten Sargkammer verschafft, und zwar durch ein Loch in der intakten Wand dicht am Boden. Das Loch haben die beiden Ausgräber insgeheim geschlagen und danach mit Gegenständen aus der Vorkammer verdeckt. Die Ausgräber erkundeten Sargkammer und Schatzkammer, weil sie die Spannung nicht mehr ertragen konnten und unbedingt wissen wollten, was das Grab noch alles vor ihnen verbarg. Gut zwei Monate später, vor der Öffnung der versiegelten Wand, wurde für die hochrangigen Gästen aus Regierungsvertretern und Antikendienst ein kleines Schauspiel arrangiert und dafür eilig jenes kleine Podest gezimmert, das Carter in dem oben geschilderten Bericht erwähnt. Diese „Blende“ sollte das Loch vor den Augen des Publikums verbergen. Carter und der Lord wussten längst, welche Sensation sie der Weltöffentlichkeit präsentieren konnten, aber sie bewahrten darüber striktes Stillschweigen.
Herzlichst,
Ihr Dr. Wolfgang Wettengel
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