„Ich will nun ausführlich von Ägypten erzählen, weil es mehr wunderbare Dinge und erstaunliche Werke enthält, als alle anderen Länder. Darum müssen wir es genauer beschreiben. Wie der Himmel in Ägypten anders ist als anderswo, wie der Strom anders ist als andere Ströme, so sind auch die Sitten und Gebräuche der Ägypter fast in allen Stücken denen der übrigen Völker entgegengesetzt.“
Sätze wie diese hätte auch ich in mein Tagebuch schreiben können, als ich zum ersten Mal nach Ägypten gereist bin. Doch der, der dies geschrieben hat, lebte bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. Er war Grieche, sein Name war Herodot. Heute würde man ihn als Geographen, Historiker und Völkerkundler bezeichnen. In seinen Historien berichtet er von ausgedehnten Reisen in das Schwarzmeergebiet, in den Vorderen Orient und in das Land am Nil. Mit Respekt widmet er sich einer Kultur, die für ihn bereits uralt war:
„Was nun die Ägypter selber betrifft, so pflegen die im bebauten Teile Ägyptens Wohnenden unter allen Völkern am meisten das Andenken an die Vergangenheit und sind bei weitem die geschichtskundigsten Menschen, die ich auf meinen Reisen besucht habe.“
Von Herodot erhalten wir auch Kenntnis über Sitten und Bräuche, über Götterverehrung, Priester und Kulte und über die Mumifizierung der Toten.
„Totenklage und Begräbnis gehen folgendermaßen vor sich: Wenn in einem Hause ein angesehener Hausgenosse stirbt, bestreichen sich sämtliche weiblichen Hausbewohner den Kopf oder auch das Gesicht mit Erde, lassen die Leiche im Hause liegen und laufen mit entblößter Brust, sich schlagend, durch die Stadt; alle weiblichen Verwandten schließen sich ihnen an. Auch die Männer schlagen sich und haben ihr Gewand unter der Brust festgebunden. Hiernach schreitet man zur Einbalsamierung der Leiche.“
Doch wissen wir heute, die Ägypter, die uns so viele großartige Totenstätten hinterlassen haben, haben keineswegs immer nur an Tod und Jenseits gedacht, wie wir wegen ihrem ausgeprägten Totenkult annehmen möchten. Herodot schildert uns dabei einen denkwürdigen Brauch, aus dem wir schließen können, wie gerne die Ägypter damals gelebt haben:
„Beim Gastmahl, wie es die Reichen halten, trägt nach der Tafel ein Mann ein hölzernes Bild einer Leiche, in einem Sarge liegend, herum. Es ist aufs Beste geformt und bemalt und eine oder zwei Ellen lang. Er hält es jedem Zechgenossen vor und sagt: ‚Den schau an und trink und sei fröhlich. Wenn du tot bist, wirst du, was er ist.‘ Solche Sitte haben sie bei ihren Gelagen.“
Dieser seltsam anmutende Brauch ermahnte jeden Gast, das Fest in vollen Zügen zu genießen. Ein ähnliches Figürchen als ägyptisches Memento Mori, wie hier von Herodot beschrieben, ist tatsächlich gefunden worden!
Musik und Tanz waren in Ägypten fester Bestandteil von religiösen Feiern. Davon künden vor allem die von Herodot geschilderten ausgelassenen Feste zu Ehren der in Katzengöttin Bastet in der Stadt Bubastis im Nildelta.
Herodot war wohl nicht der erste Europäer in Ägypten. Schon im Neuen Reich, etwa zur Zeit Tutanchamuns, gab es Handelsbeziehungen Ägyptens zum kretisch-minoischen Raum – und damit zu Europa. Mit Herodot aber beginnt der abendländische Tourismus am Nil, im alten Wunderland Ägypten, das schon die Griechen und dann die Römer in seinen Bann zog. Und wie die heutigen Touristen haben auch diese Menschen Graffiti an Tempelwänden hinterlassen.
Herzlichst,
Euer
Dr. Wolfgang Wettengel
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