Am 15. Juli des Jahres 1799, vor genau 216 Jahren, stieß der Offizier Pierre Bouchard durch puren Zufall auf diesen Stein, als er während des Ägypten-Feldzuges von Napoleon Bonaparte im Nildelta bei der Stadt el-Raschid – auch Rosette oder Rosetta genannt – mit Soldaten eine Festungsanlage bauen ließ. Die Inschriften darauf lieferten den Schlüssel zur Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphenschrift. Da es sich um das bedeutendste Dokument der frühen Ägyptologie handelt, zeigen wir eine Kopie des Steines gleich zu Beginn unserer Ausstellung und erklären auf einer anschaulichen Grafik, wie die Entzifferung funktioniert.
Der Stein hatte gleich in den ersten Jahren nach seiner Entdeckung eine bewegte Geschichte. Nach der schweren Niederlage der Truppen Napoleons gegen die Engländer im Jahr 1801 musste er den Engländern übergeben werden, zusammen mit zahlreichen Altertümern, welche die Gelehrten der Napoleon-Expedition während des dreijährigen Ägypten-Feldzuges gesammelt hatten. Französische Gelehrte konnten in aller Eile noch eine Abschrift der drei Inschriften des Steins anfertigen. Heute befindet sich der Rosettastein im British Museum in London. Letztes Jahr, anlässlich des 215. Jahrestages seiner Entdeckung, mehrten sich wieder die Stimmen in Ägypten, die eine Rückgabe des Steins verlangten.
Sein Text enthält ein Priesterdekret zu Ehren von König Ptolemaios V. aus dem Jahr 196 v. Chr. Dieses Dekret wurde in zwei Sprachen abgefasst, die in drei verschiedenen Schriftarten wiedergegeben werden, und das war die Sensation! Die obere Inschrift ist nämlich in hieroglyphisch eingemeißelt. Darunter befindet sich derselbe Text in ägyptisch-demotisch. Demotisch war zur Zeit von Ptolemäus V. die Alltagsschrift der altägyptischen Verwaltung. Der dritte Text unten enthält eine griechische Übersetzung für die Oberschicht der Griechen, die Ägypten zu dieser Zeit beherrscht hat. Weil das Altgriechisch nie verloren ging, lieferte der Stein von Rosetta erste Ansätze zur Entzifferung der längst vergessenen Hieroglyphen.
Der englische Physiker Thomas Young machte sich 15 Jahre nach der Entdeckung daran, die Inschrift auf dem Stein zu entziffern. Es gelang ihm, einige Königsnamen auf dem Stein zu entschlüsseln. Aber ein junger Franzose war erfolgreicher. Sein Name: Jean-François Champollion, ein begabtes Sprachengenie. Er erhielt schon mit 18 Jahren eine Professur für alte Sprachen in Grenoble. Champollion studierte diese Abschrift und konnte als 31 Jähriger im Jahre 1822 seine ersten Ergebnisse in der Akademie in Paris vorstellen. Er entzifferte problemlos die Namen von ägyptischen Königen und erkannte die Bedeutung vieler weiterer Hieroglyphen. Diese überragende Leistung bedeutete die Geburtsstunde der Ägyptologie. Hundert Jahre später sollte Howard Carter das Grab Tutanchamuns entdecken!
Trotz seiner Erfolge stieß Champollion bei einigen Sprachforschern zunächst auf Kritik. Viele meinten damals noch, die Hieroglyphen seien stumme Symbole und wollten nicht an eine Schrift mit Lauten und Buchstaben glauben, die ganz ähnlich funktioniert wie unsere Schrift heute. Der große deutsche Gelehrte und Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt (* 22. Juni 1767; † 8. April 1835), der Bruder des weltberühmten Forschers Alexander von Humboldt, gehörte zu den Zeitgenossen, die Champollions Leistungen von Anfang an gewürdigt haben.
Herzlichst,
Euer
Dr. Wolfgang Wettengel
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