Kopien sind heute in der Wissensvermittlung vielseitiger einsetzbar als Originale. In Ausstellungen lässt sich mit ihrer Hilfe, kombiniert mit modernen Medien, ein nach der Bergung verlorener Fundzusammenhang wieder rekonstruieren. Durch Kopien und durch verschiedene, inhaltlich aufeinander abgestimmte Informationssysteme kann jetzt Geschichte durch Geschichten spannend erzählt und authentisch dargestellt werden. Dadurch wird ein breites Publikum erreicht. Wenn, wie geschehen, seitens einer Museumsleitung öffentlich behauptet wird, der Reiz unserer „Repliken –Ausstellung“ sei ungefähr so groß, wie wenn man berühmte Gemälde abfotografieren und an die Wand hängen würde, so negiert dies den von renommierten Ägyptologen längst anerkannten anspruchsvollen wie wissenschaftlichen Hintergrund der Ausstellung, und sie ignoriert die verschiedene Funktion von Original und Replik. Durch unsere Ausstellung werden viele junge Menschen für das Fach Ägyptologie und für die Originale in den Museen begeistert, wie wir mit großer Freude sehen. Dieses Interesse am Alten Ägypten wird mit solcher Art Kritik nicht auf Originale „umgeleitet“, im Gegenteil, es wird schlicht diskreditiert.
Doch unseren Kopien sind mehr als nur Werkzeuge der Wissensvermittlung. Sie stammen selbst aus Künstlerhand. Die Objekte von Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze sind eine schöpferische Eigenleistung von zeitgenössischen ägyptischen Kunsthandwerkern.
In einer uralten Tradition: Der Künstler Mostafa el-Ezaby
Dr. Mostafa el-Ezaby, Künstler aus Kairo und Schöpfer unserer Objekte, war schon als Kind vom Grab von König Tutanchamun begeistert. Als Künstler und als Ägypter sieht er in dem weltberühmten Grabschatz eine Herausforderung, die für ihn mit entscheidenden Fragen begann: Sind wir wirklich die Nachfahren der alten Ägypter? Können wir als Künstler von heute von uns sagen, dass wir in der Tradition der altägyptischen Kunsthandwerker stehen? Sind wir heute überhaupt noch in der Lage, dieses hochkarätige Erbe der Pharaonen anzutreten. Er nimmt diese Herausforderung an, indem er sich an die Arbeit macht und Meisterwerke aus dem Grabschatz kopiert.
Ezaby hat sich dabei intensiv mit seinen Vorfahren auseinander gesetzt und mit seinem Werk auch eine wichtige kulturhistorische Frage beantwortet. Er hat jedoch die Kunstwerke seiner Vorfahren so umgesetzt, dass sie nicht den heutigen kritischen Zustand der Originale wiedergeben. Bei den großen Schreine hieße das nämlich, dass der vergoldete Stuck der Außenschicht vom hölzernen Gehäuse während der Ausstellungen sukzessive abfallen müsste, so wie es derzeit bei den Schreinen im Ägyptischen Museum der Fall ist. Unsere Schreine aber sehen so aus, als wären sie eben aus der Werkstätte der altägyptischen Kunsthandwerker gekommen!
Ezaby hat seine Kunstwerke mit traditionellen Materialien, aber auch mit Mitteln unserer modernen Zeit umgesetzt, ähnlich wie bei der Wiedergabe berühmter Musikstücke von berühmten Klassikern. Wenn jemand z.B. Mozart oder Beethoven spielt, so kopiert er einerseits ein Musikstück eines berühmten Klassikers, andererseits, aber gibt er auch immer seine persönliche Interpretation hinzu. Dabei gelang Mostafa el-Ezaby die Nachbildung der goldenen Maske so gut, dass sie gegenüber dem Original sprichwörtlich täuschend echt erscheint. Der Künstler hatte seit längerem detaillierte Studien über das weltberühmte Stück gemacht, er ist als erster Proportionen und geometrischen Fixpunkten auf die Spur gekommen, die der oder die geheimnisvollen alten Meister an dieser Plastik anwendeten. Die Replik der Goldmaske ist Ezaby so gut gelungen, dass man damals bei der Ausfuhr am ägyptischen Zoll sofort das Ägyptische Museum in Kairo angerufen hat und sich dort erkundigte, ob denn die Maske noch an ihrem Platz sei! Man vergisst hier schon mal, dass man vor einer Kopie steht. Alle Repliken unserer Ausstellung sind zudem durch die zahlreichen Ortswechsel sehr großen Belastungen ausgesetzt, denen Originale nicht standhalten würden, so dass die Materialien robuster sein müssen als es bei Originalen oft der Fall ist. Nach jedem Transport sowie Auf- und Abbau müssen immer wieder Objekte repariert werden.
Die Zerstörung des Originals
Als im Jahr 2011 in Ägypten die Revolution ausbrach, nutzten Plünderer das Chaos, um im Ägyptischen Museum Kunstschätze zu stehlen. Dabei wurde eine der kostbaren vergoldeten Götterfiguren des Götterensembles aus den kleinen schwarzen Schreinen unwiederbringlich zerstört. Es handelt sich um die goldene Figur des Gottes Menkeret, der König Tutanchamun trägt. Diese auffallende Götterfigur ist als Rundplastik einzigartig in der gesamten ägyptischen Kunst. Bei Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze ist diese Figur noch als gute Kopie zu sehen!
In der Zwischenzeit ist es leider zu weiteren schrecklichen Ereignissen im Nahen Osten gekommen. Fanatiker sind im Moment dabei, Menschen zu töten und antike Stätten komplett auszulöschen. Der Verlust an Weltkulturerbe scheint unermesslich. Manchmal denke ich, künftige Generationen werden froh um jede Kopie eines zerstörten Originals sein, ähnlich wie es beim Nibelungenlied der Fall ist. Davon existiert nämlich nur noch eine schon vor langer Zeit angefertigte Kopie, die wegen ihres Alters und ihrer Einmaligkeit heute fast wie ein Original behandelt wird.
Herzlichst,
Euer
Dr. Wolfgang Wettengel
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