Seitdem der britische Ägyptologe Nicholas Reeves im vergangenen August seine Theorie publiziert hat, dass sich hinter den Mauern der bemalten Nord- und Westwand in der Sargkammer von Tutanchamun jeweils ein vermauerter Durchgang befinden soll, herrscht weltweit helle Aufregung. Reeves‘ Vermutung basiert auf der Auswertung von Laserscans, die Factum Arte vor 12 Jahren in der Sargkammer gemacht hat, um ein Replikat der Kammer mit ihrer gefährdeten Wandmalerei anzufertigen. Das Spannende aber ist, dass Reeves hinter der Nord- und Südwand die Bestattung von niemand Geringerem als der berühmten Königin Nofretete vermutet, der geheimnisvollen schönen Gemahlin des Ketzerkönigs Echnaton, deren Grab bislang nicht gefunden wurde. Nun wurden außer Infrarotaufnahmen gegen Ende November auch Messungen mit Bodenradar vorgenommen. Laut Minister Mamdouh Eldamaty vom Ägyptischen Antikendienst besteht eine Wahrscheinlichkeit von 90%, dass sich hinter den Wänden weitere Gänge und Kammern befinden!
Ich schließe mich der Vermutung einiger meiner Kollegen an, dass Tutanchamuns kleines Grab womöglich nur ein Notbehelf war, da der König noch vor der Vollendung seines eigentlichen Grabes verstarb. Dieses Grab wird im Westtal beim Tal der Könige vermutet. In ihm ließ sich der Nachfolger Eje bestatten, der diese Grabanlage vollendet haben könnte und dann für sich selbst nutzte. Damit stellt sich die Frage, welchen Zwecken die Grabanlage Tutanchamuns ursprünglich diente? War sie als nicht-königliche Anlage geplant, die evtl. sogar mehrere Personen aus dem Umfeld des Königs aufnehmen sollte? Bestattungen für mehrere hochrangige Personen der Amarnazeit, die das Privileg für ein Grab im Tal der Könige erhielten?
Reeves These wirft wieder eine Reihe von interessanten Fragen auf. Laut meinem Schweizer Kollegen Michael Habicht könnten außer Nofretete auch andere Personen aus dem Umfeld von Tutanchamun und seinem Vater Echnaton infrage kommen: Anchesenamun, die Tochter Echnatons und Gemahlin Tutanchamuns, oder Meritaton, eine weitere Tochter Echnatons, oder Kija, eine Nebenfrau des Königs – oder die mysteriöse Figur des Semenchkare, des Nachfolgers von Tutanchamun, über dessen Herkunft es nur Spekulationen gibt. Bislang sind unsere Kenntnisse über die kurze Spanne der drei bis vier Jahre, die zwischen der Regierungszeit von König Echnaton und Tutanchamun liegen, leider sehr bruchstückhaft, und das, obwohl wir es hier mit der bekanntesten Epoche in der ägyptischen Geschichte zu tun haben! Um diese Wissenslücken schließen zu können, bedarf es dringend neuer Funde, die uns genaue Auskunft über die historischen Ereignisse dieser umstrittenen und vieldiskutierten Epoche geben.
Nach sorgfältiger Auswertung aller Messungen und Untersuchungen soll es in diesen Wochen bald Gewissheit geben. Wir dürfen also gespannt sein! Vielleicht gibt es schon über Weihnachten oder zu Beginn des neuen Jahres eine Weltsensation. Es wäre eine erfreuliche Nachricht zum neuen Jahr, wenn wir, wie bei der Entdeckung Tutanchamuns im Jahr 1922 mit Howard Carter wieder sagen könnten: „Wir sehen wunderbare Dinge!“
In diesem Sinne wünsche ich euch ein besinnliche wie auch spannende Weihnachtszeit!
Euer
Dr. Wolfgang Wettengel
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